Freimaurerei – die große Unbekannte

Bringen wir etwas Licht ins Dunkel

Freimaurerei, der alte europäische Bruderbund weltoffener Humanität, kann mittlerweile auf eine wechselvolle Geschichte von fast dreihundert Jahren zurückblicken. Viele bedeutende Männer gehörten ihm an, mancher Anstoß zu politischen und gesellschaftlichen Reformen ist von ihm ausgegangen. Aber auch Verfolgungen, Verurteilungen und Verdächtigungen waren die Freimaurer ausgesetzt. Bis heute sind Ignoranz und Vorurteile an der Tagesordnung, wenn es um die Frage geht: Was ist Freimaurerei, und was ist sie nicht?

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Mit sechs Feststellungen sollen kurze, doch präzise Antworten auf die Frage nach Wesen, Form und Selbstverständnis der Freimaurerei gegeben werden.

1. Freimaurerei ist ein Freundschaftsbund

Über alle weltanschaulichen, politischen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg wollen die Logen Menschen miteinander verbinden, die sich nach Herkunft und Interessenlage sonst nicht begegnen würden. Die Freimaurerlogen folgen damit ihrer alten Tradition, Trennendes zu überwinden, Gegensätze abzubauen, Verständi­gung, Verständnis und Freundschaft zu fördern sowie der Gefahr einer Isolierung der einzelnen Menschen in der modernen Arbeits- und Freizeitwelt entgegenzuwirken. Durch Offenheit für den Mitmenschen und seine Probleme will der Freimaurerbund nicht nur der Lebensgestaltung seiner Mitglieder dienen, sondern auch ein Modell für Partnerschaft in der Gesellschaft außer­halb der Logen bieten. Dass Freimaurerei bis heute in der Regel ein Männerbund ist – wenn es auch immer mehr Logen freimaurerisch arbeitender Frauen gibt –, ist auf die männerbün­dische Tradition der Freimaurerei zurückzuführen, soll Homogenität und Identität der Logengruppe fe­stigen und hat keinerlei diskriminierenden Charakter gegenüber Frauen. Auch präsentiert sich die Freimaurerei in ihrer heutigen Praxis bewusst als „offener“ Männerbund, der Partnerin, Familie und Freunde weitgehend in das Gemeinschaftsleben der Logen einbezieht.

2. Freimaurerei ist ein ethisch orientierter Bund

Der Tradition der europäischen Aufklärung folgend, bekennen sich die Freimaurer zu moralischen Werten und Überzeugungen. Der Frei­maurerbund entwickelt zwar kein eigenes ethisches System und versucht schon gar nicht, ethi­sche Überzeugun­gen in politische Programme zu übertragen. Dennoch gibt die Freimaurerei mit ihren alten Wertposi­tionen Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit, Friedensliebe und Toleranz Orientierungen und Maßstäbe für das Denken und Handeln ihrer Mitglieder vor. Im Vergleichen von Realität und Wert­maßstab, im gemeinsamen Nachdenken und in kritischer Selbstaufklärung sollen Verhaltensweisen und Umgangsstile eingeübt werden, die ein Umset­zen ethischer Überzeugungen in die Lebenspraxis des einzelnen Freimaurers bewirken. Nichts geht über das „laut denken“ mit einem Freunde – auf diese Formel hat der Freimaurer Les­sing eine der zentralen Grundüberzeugungen der Freimaurerei gebracht.

3. Freimaurerei ist Initiationsgemeinschaft und symbolischer Werkbund

Zur Festigung der zwischenmenschlichen Beziehungen, zur gefühlsmäßigen Vertiefung ethischer Überzeugungen und als Anleitung zur Selbsterkenntnis be­dienen sich die Logen alter, aus der Tradition der europäischen Dombau­hütten stammender Symbole und symbolhafter Handlungen (Rituale), in deren Mittelpunkt die feierliche Aufnahme (Initiation) des neuen Mitglieds in die brüderliche Gemeinschaft steht. Die „Entzauberung der Welt“ durch technischen Fortschritt und ge­sellschaftlichen Wandel sowie die hiervon geprägte Un­rast des Alltagslebens bedürfen eines Gegen­gewichts in Form von Nachdenklichkeit, Ruhe und Gelegenheit zum Sammeln neuer Kräfte. Frei­maurer verschließen sich nicht den moder­nen Lebens- und Arbeitsformen, zu deren Vermenschli­chung sie beitragen wollen. Sie sehen aber in der tätigen Daseinsbewältigung nur eine Seite mensch­licher Existenz, die der emotio­nalen Ergänzung bedarf. Im freimaurerischen Brauchtum wird diese Ergänzung vermittelt.

Um Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Vorurteilen gegenüber der Freimaurerei entgegenzuwirken, sollen die gleichzeitig erforderlichen Abgrenzungen („Freimaurerei ist nicht…“) wie folgt bestimmt werden:

4. Freimaurerei ist weder Partei noch Interessenverband

Logen und Großlogen formulieren keine po­litischen Programme, nehmen nicht Teil an parteipolitischen Auseinandersetzungen und vertreten nicht die Interessen gesellschaftlicher Gruppierungen und Verbände. Dennoch hat die Freimaurerei eine politi­sche Wirkung: Als „Gemeinschaft toleranter Ungleichgesinnter“ leistet sie einen Beitrag zur Über­windung der schädlichen Auswirkungen politischer Konflikte zwi­schen Menschen, politischen Grup­pen und Nationen, mit der Verpflichtung zur Menschlichkeit thematisiert ein Grundziel jeder Politik, gemäß ihres Bekenntnisses zur Toleranz hilft sie, die politische Kultur im Sinne einer „streitbaren Gesprächsfähigkeit“ zu verbes­sern, und durch das Erörtern wichtiger Zeitfragen in den Logen trägt sie zur politischen Urteilsbil­dung ihrer Mitglieder bei. Auf der Grundlage persönlicher Überzeugungen sowie der in der Loge „eingeübten“ ethischen Werte verantwortlich zu handeln, ist dann Aufgabe des einzelnen Freimau­rers.

5. Freimaurerei ist weder Nebenkirche noch Ersatzreligion

Als diesseitsorientierte Freund­schaftsbünde mit primär ethischer Zielsetzung sind Logen und Großloge keine Religionsge­meinschaften und bieten folg­lich auch keinen Ersatz für Religion an. Die Freimaurerei entwickelt keine Theo­logie und kennt keine Dogmen und Sakramente. Allerdings verwenden die Freimaurer Sym­bole, die dem religiösen Be­reich entlehnt sind, wie z.B. das Symbol „Großer Baumeister aller Wel­ten“. Dieses Symbol verkör­pert jedoch keinen eigenen freimau­rerischen Gottesbegriff, den es nicht gibt. Es begründet – wie gelegentlich missverstanden wird – auch keine relativierende religiöse Minimalanforderung an den Freimaurer. Es ist vielmehr Ausdruck der Überzeugung, dass moralisches Handeln die Anerkennung eines überge­ordneten sinngebenden Prin­zips voraus­setzt, eines höheren Seins, das Ver­antwortung begründet und auf das die Ethik des Freimaurers letztlich rück­bezogen ist. Als umfas­sendes Symbol für Lebenssinn und transzendenten Bezug des Menschen ist es vom einzelnen Freimaurer gemäß seiner eigenen weltanschaulich-reli­giösen Überzeugung ohne kritische Befragung und frei von Rechtferti­gungszwängen zu deuten und zu leben. Der Freimaurer hat sich als Freimaurer moralisch und nicht religiös zu ver­pflichten.

6. Freimaurerei ist kein Geheimbund und keine Verschwörung

Der Freimaurerbund und seine Mit­glieder bekennen sich zu Demokratie und offener Gesellschaft, zu deren Verwirklichung viele Frei­maurer wesentlich beigetragen haben. Zweck, Organisation und Vorstände von Lo­gen und Großloge sind jedem Interessenten zugänglich. Viele Veranstaltungen der Freimau­rer sind heute öffentlich, und die im Auftrag der Großloge herausgegebene Zeitschrift kann auch von Nichtmitgliedern des Bundes bezogen werden. Die von den Freimaurern geübte Ver­schwiegenheit bezieht sich nur auf einige Einzelheiten des freimaurerischen Brauchtums und ist Symbol für den in jeder Gemeinschaft notwendigen Schutz von Freundschaft und persönli­chem Vertrauen. Mit jeder Art von Verschwö­rung hat Freimaurerei nichts zu tun.

(Verfasser: Hans-Hermann Höhmann)
entnommen der Seite www.freimaurerei.de

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